Einfahren

Die Technik der G 310 R im Besonderen.
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gbslack
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Einfahren

Beitragvon gbslack » Di 8. Mai 2018, 00:56

In diesem Thread geht es um das Thema einfahren. Ich schlage vor, dass hier die "Eingefahrenen", denen die das noch vor sich haben, Tipps geben und Ihre Erfahrenungen mitteilen, welche Probleme sich ergaben, wie gut alles geklappt etc.
Ich habe meine Maschine versucht entsprechend den Vorgaben der Betriebsanleitung einzufahren. D.h. unter 500 km bin ich nie über 6000 U/min gegangen. Dabei bin ich viel in der Stadt gefahren, d.h. schalten, schalten, schalten. Bei den 2 Autobahnfahrten vor der Einfahrkontrolle (jeweils am Anfang und am Ende der ersten 1000 km) waren natürlich die 6000 U/min die Härte und schwer durchzuhalten, wobei die erste Autobahnfahrt am Anfang kaum noch als solche bezeichnet werden kann (noch sehr langsam, mit vielen, auf sogar 60 beschränkten Baustellen und immer unter 100 bleibend). Danach gab es gelegentlich bei Überholvorgängen auch schon mal etwas mehr. Aber vor dem ersten Ölwechsel und der Einfahrkontrolle (1000 km Inspektion), wenn also der Urschmutz (Späne, Gießsand, Abrieb) noch im Motor und im Ölfilter steckt, habe ich versucht extreme Lastspitzen und auch Dauerlast zu vermeiden und habe versucht bei längeren Strecken öfter noch im 6000...6500 Drehzalbereich zu bleiben. Nach dem Ölwechsel dann gab es auch kurzzeitig mal Vollgas, aber all das wurde nur langsam und vorsichtig gesteigert. Bei 2500 km habe ich dann die Maschine als eingefahren betrachtet.
Aus meiner Sicht ausgewogene Tipps zum Einfahren findet ihr hier:
https://mo-web.de/artikel/technik/motoren-einfahren/
Ich habe jetzt über 2900 km auf dem Tacho und es sind deutlich Unterschiede zu bemerken.

Was wird besser mit dem Einfahren?
- Das Schalten geht spürbar leichter von der Hand, bzw. dem Fuß. Die Gänge flutschen regelrecht in Position. Der Leerlauf wird nun auch öfter getroffen, als nicht getroffen.
- Der Motor wird spürbar agiler und druckvoller.
- Auch leichtes Untertouren wird nun deutlich besser vom Motor toleriert, ohne ins Stottern zu kommen.
- Selbst der Tankdeckel ist, nach offenbar so vielen Schließvorgängen, jetzt deutlich leichter zu schließen.
- Sogar die Vibrationen im mittleren und mäßig hohen Drehzahlbereich haben, subjektiv empfunden, nachgelassen. Man hat das Gefühl nun läuft endlich alles "rund".
- Selbst der Klang hat sich verändert. Es klingt selbst im Stand ein klein wenig satter und hört sich irgendwie mehr nach "Motorrad" an.
Die anfängliche Ruppigkeit verliert sich. Anfangs bremste der Motor beim Gaswegnehmen unter Umständen fast unangenehm heftig, während die Gasanahme beim Beschleunigen zunächst verzögert und dann aber, mit immer weiter geöffneten Gas, etwas zu kräftig zuschlug. Diese Ruppigkeit hat sich nach dem Einfahren komplett gegeben.

Was wird schlechter nach dem Einfahren?
Bis jetzt konnte ich dazu nichts finden. Oder doch: die Maschine braucht wieder mal dringend eine Wäsche, nach dem Flug durch die Insektenschwärme am Wochende...
Zuletzt geändert von gbslack am Di 12. Jun 2018, 23:15, insgesamt 8-mal geändert.

fredl089
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Re: Einfahren

Beitragvon fredl089 » Di 8. Mai 2018, 14:49

Nach meiner Einfahr - Kontrolle vor ein paar Tage hakeln nun die Gänge wieder, die sich auf 1000 Kilometer so schön eingeflutscht haben... muss zukünftig wohl den selben Spruch wie beim Auto loslassen, wenn ich das Bike zum Kundendienst abgebe: "Nichts anfassen, funktioniert grad alles so gut ...".

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Re: Einfahren

Beitragvon gbslack » Di 8. Mai 2018, 17:52

Nach der 1000er Kontrolle kommt anderes Öl rein. Das ist etwas dünner als das Einfahröl (übrigens ein gutes Zeichen, viele Hersteller sparen sich spezielles Einfahröl). Also alles gut. Nicht verzweifeln. Richtig eingefahren ist sie erst nach 2500 km. Jetzt, nach den ersten 1000 km, nachdem der Urschmutz raus ist, darfst Du auch mal kurzzeitig bis an den Anschlag gehen. Dann schleift sich alles erst richtig ein. Richtig gut geht das Schalten dann jenseits der 2500 km.
Zuletzt geändert von gbslack am Mo 28. Mai 2018, 11:29, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Einfahren - Update nach 3000 km

Beitragvon gbslack » Di 8. Mai 2018, 22:53

3000km.jpg
3000km.jpg (33.79 KiB) 30295 mal betrachtet

Offenbar kommt auch nach 2500 km noch etwas. Eben gerade die 3000 km auf dem Tacho gehabt und ich muss sagen, das Getriebe lässt sich inzwischen sowas von leicht schalten. Wie durch Butter rutscht der nächste Gang rein, dass es nur so eine Freude ist. Von der anfänglichen Hakeligkeit keine Spur mehr. Ich würde sagen: diese Maschine muss auf jeden Fall eingefahren werden. Mag sein, dass man in Europa alles mit Minustoleranzen bauen kann und Einfahren nicht mehr nötig ist. Bei diesem Motorrad dagegen ist es eher so wie ich das von meiner ersten Maschine (lange, sehr lange her) kenne. M.E. wichtig: am Anfang vorsichtig fahren und viel und häufig schalten und in allen Gängen fahren. Dann, nach 500 km langsam steigern, aber erst nach dem ersten Ölwechsel (wenn der Urschmutz raus ist) richtig Druck machen.

BTW:
Man kann auch die Schaltübung aus dem Buch "Die obere Hälfte des Motorrads" dazu heranziehen: ein paar Gänge rauf und runter schalten und dabei versuchen, die Geschwindigkeit möglichst, ohne langes Kupplungsschleifen (dauert im Gefahrenfall zu lange), konstant zu halten. Damit kannst Du Dein Motorrad besser kennenlernen, so dass Du in der Lage bist, die richtige Menge Gas für den nächsten Gang bereit halten zu können, bevor dieser anliegt. Übt die Fähigkeit im richtigen Moment schnell und ohne Schleppmoment oder Beschleunigungsruck, z.B. in der Kurve, auf den nächsten nötigen Gang zu kommen und dabei nicht durch zusätzliches Abbremsen oder Beschleunigen, etwas von der für die Schräglage nötigen Bodenhaftung zu verlieren.
Das heißt, Du bist dann bei Bedarf in der Lage schnell und ohne Radlastverschiebung die Gänge zu wechseln, falls Du z.B. mal eine Kurve mit dem falschen Gang angefahren hast, weil die Kurve schneller oder langsamer zu macht als erwartet, oder der Gegenverkehr Dich zu so einem Manöver zwingt.
Aber diese Übung, gelegentlich ausgeführt, eignet sich auch gut zum Einfahren, wegen der zusätzlichen Schaltvorgänge. Am Ende wird bei dieser Übung nicht nur der Motor, sondern auch der Fahrer eingefahren
Zuletzt geändert von gbslack am Sa 12. Mai 2018, 07:51, insgesamt 10-mal geändert.

Jacob
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Re: Einfahren

Beitragvon Jacob » Mi 9. Mai 2018, 10:13

BTW: Gutes Buch !

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Einfahren und Verbrauch

Beitragvon gbslack » Fr 11. Mai 2018, 11:32

6058-Verbrauch.png
6058-Verbrauch.png (62.09 KiB) 29121 mal betrachtet

Hier sind Momentan- und Durchschnittsverbrauch aufgetragen. Der Durchschnitt über alles, Stadt, Überland, Autobahn liegt jetzt bei 3,4 (uneingefahren gestartet 3,5). Insbesondere in den ersten 1000 km ist der Trend nach unten eindeutig erkennbar.
Der Momentanverbrauch ist aber auch insgesamt auf dem Weg nach unten, unterbrochen von drei deutlich sichtbaren Autobahnfahrten (da hat, wegen der hohen Drehzahl bzw. wegen des ungünstig übersetzten 6. Gangs die G 310 nicht gerade ihre Stärken) und einer Überlandfahrt zwischen 2300 und 2900 km. Der Momentanverbrauch ist inzwischen sogar bei 3l/100 km gewesen. Aber selbst bei den Autobahn-Peaks geht die Tendenz nach unten, obwhohl ich bei jeder Fahrt schneller gewesen bin. Zwischen den Autobahn- und Fernfahrten liegt der Momentanverbrauch (rot) bei den versprochenen 3,3l/100 km oder sogar darunter.
Insgesamt scheint die G 310 am günstigsten im Stadtverkehr zu fahren (wofür sie ja auch gebaut ist - für die Metropolen der Welt). Das ist insgesamt wirklich beachtlich.
Ferner wird hier sichtbar, was man nach der Einfahrphase erwarten darf.
Zuletzt geändert von gbslack am Fr 24. Aug 2018, 00:55, insgesamt 3-mal geändert.

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Einfahren und Verbrauch - getrennt nach Stadt/Land/Autobahn

Beitragvon gbslack » Mi 23. Mai 2018, 03:29

Die Grafik über alles zeigt natürlich große Ausreisser für die Autobahn, so dass diese sehr herausstechen, im Mittelwert aber kaum eine Rolle spielen, da die Autobahnfahrten im Vergleich zur Gesamtstrecke nur kurze Episoden waren. Ähnlich ist es mit der Landstrasse. Ferner wird durch die Mischung auch ein etwaiger Trend durch das Einfahren verdeckt. Ich habe daher getrennte Grafiken für Stadt, Landstraße und Autobahn erstellt:
6058-Verbrauch_Stadt.png
6058-Verbrauch_Stadt.png (56.24 KiB) 29121 mal betrachtet

Im Stadtverkehr gibt es natürlich große Schwankungen, hier waren auch richtige Berliner Innenstadtstaus dabei, die den Momentanverbrauch natürlich nach oben treiben. Dennoch ist die Tendenz nach unten deutlich erkennbar und der mittlere Verbrauch pegelt sich auf ca. 3,2 l/100km ein, was für Stadtverkehr wirklich überraschend gut ist, andererseits aber ist die Maschine genau dafür entwickelt worden.


Für die Landstraße ergibt sich ein ähnliches Bild. Auch hier ist erkennbar, dass der Verbrauch durch das Einfahren reduziert wird. Da die Landstraßenfahrten zeitlich relativ nah beieinander lagen, zudem alle noch gegen Ende der Einfahrzeit, sind die Effekte nicht so deutlich sichtbar, wie für die Stadt.
Bei reiner Landstraßenfahrt wird der Zielwert von 3,3l /100km nicht erreicht, aber das ist auch nicht verwunderlich, da bei 100 km/h bereits in höheren Drehzahlen gefahren werden muss. Im Mix Stadt/Land wird man die 3,3l/100 km aber erwarten können.
Landstrasse.png
Landstrasse.png (27.83 KiB) 30055 mal betrachtet


Die Autobahnfahrten waren, wie bereits erwähnt nur kleine Episoden, aber dennoch ist erwartungsgemäß sichtbar, dass die Maschine hier bei hohen Drehzahlen im 6. Gang deutlich mehr verbraucht, allerdings weniger als ich erwartet hätte. Obwohl bei den Autobahnfahrten die Geschwindigkeit von Fahrt zu Fahrt deutlich gesteigert wurde, ist hier der Effekt des Einfahrens am meisten sichtbar. D.h. der durch die, bei jeder Fahrt gesteigerte Geschwindigkeit und damit erhöhte Drehzahl bedingte, höhere Kraftstoffbedarf, wurde durch die Einfahreffekte nicht nur kompensiert, sondern sogar überkompensiert, so dass am Ende ein halber Liter Kraftstoff auf 100 km weniger verbraucht wird.
6000-Verbrauch_Autobahn.png
6000-Verbrauch_Autobahn.png (28.62 KiB) 29184 mal betrachtet

Es sind zwar nur wenige und kurze Autobahnepisoden gewesen, diese liegen aber zeitlich weit ausseinander, fast über die gesamte Einfahrzeit gestreut, so dass der Effekt auch entsprechend deutlich zu Tage treten kann.
Zuletzt geändert von gbslack am Fr 24. Aug 2018, 00:59, insgesamt 5-mal geändert.

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Re: Einfahren - Update nach 6000 km - Schaltbarkeit

Beitragvon gbslack » Do 23. Aug 2018, 02:56

Eigentlich sollte man meinen, dass spätestens nach 2...3000 km das Einfahren komplett abgeschlossen sein sollte. Aber da selbst nach 5...6000 km immer noch Effekte zu spüren sind, möchte ich die hier nicht vorenthalten. Diese Effekte betreffen die Schaltung. Inzwischen ist diese nämlich so leichtgängig und, natürlich auch mit etwas Gewöhnung und Anpassung des Fahrers, finde ich inzwischen den Leerlauf fast immer auf Anhieb und vor allen Dingen meist ohne auf die Ganganzeige zu schauen. Auch wenn mit etwas Mißtrauen, der abschließende Kontrollblick auf die Ganganzeige inzwischen verinnerlicht ist, notwendig ist er in den allermeisten Fällen nicht mehr. So richtig rund läuft es aber erst seit den letzten 500 km. D.h. es hat tatsächlich zwischen 5 und 6000 km gebraucht, damit das Getriebe richtig eingelaufen ist und es damit für mich inzwischen zu den Goodies dieser Maschine gehört - wenn man mal den viel zu kurz übersetzten 6. Gang außer acht lässt.
Dies nur an alle, die sich über die anfänglich schlechte Schaltbarkeit und den schwer zu findenden Leerlauf noch ärgern und vielleicht fürchten, dass es so bleiben könnte und das bei einer Maschine, die oft und schnell geschalten werden will.
Zumindest bei mir ist es nicht so geblieben. Schaltbarkeit inzwischen 1A.
Zuletzt geändert von gbslack am Sa 23. Mär 2019, 03:38, insgesamt 1-mal geändert.

Jaeng

Re: Einfahren

Beitragvon Jaeng » Do 23. Aug 2018, 18:35

Schaltbarkeit bei meiner GS =4-
Gerade in wichtigen Situationen beim Start oder am Berg lässt sich der 2. Gang nach dem ersten Gang erst nach mehreren Versuchen einlegen. Die Schaltung bleibt im Leerlauf hängen (N).
Am 21.9. habe ich Termin wg. Seitenständerbefestigung. Dann Mal das Thema ansprechen. Bis dahin darf sich die gar nicht so klein aussehende Mini-Gas von der Alpentour erholen, sofern ... :?:

Palle
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Re: Einfahren

Beitragvon Palle » Mi 8. Jun 2022, 20:09

Hallo,

habe die Bedienungsanleitung der G 310 R 2020- runtergeladen .

Da finde ich nichts von Einfahren, in der Anleitung die hier im Forum ist, wird darauf hingewiesen.

Was hat das zu bedeuten ??

Würde die Anleitung gerne dranhängen, wie geht das ??

Gruß Ralf


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